Schule
Liebe Schüler und Eltern!
Wer möchte nicht glücklich sein?
Ist das nicht wichtiger, als manch Anderes, was man so in der Schule lernt?
Und wenn man das erlernen könnte, dann sollte das doch in der Schule beigebracht werden!
Als Therapeut habe ich seit 35 Jahren mit Menschen gearbeitet, die Schweres verkraften mussten und dabei sehr viel zu diesem Thema gelernt. Eure Rektorin hat mich gebeten, Euch etwas davon mitzuteilen.
Freud und Leid
Ihr alle kennt das: es gibt Ereignisse, Probleme, Belastungen, Anforderungen, die uns so sehr bedrücken können, dass uns die Freude am Leben vergehen könnte: Der Verlust eines nahen Angehörigen, Streit zwischen den Eltern, Stress in der Schule oder in der Beziehung.
Und es gibt Ereignisse, Erfahrungen, die in uns ein tiefes Glücksgefühl auslösen können: Die Versöhnung nach einem schlimmen Streit, die Erfahrung, ein Ziel trotz grosser Hindernisse erreicht zu haben, oder die Begegnung mit einem Menschen, von dem wir uns verstanden und geliebt fühlen. Vielleicht habt ihr selber schon beobachtet: es gibt Menschen, die verkraften schwere Schicksalsschläge relativ gut, sie können sich schon über kleine Dinge freuen. Sie scheinen eine besondere Begabung zum Glücklichsein zu haben.
Andere verzweifeln schon bei geringen Belastungen und können sich über Erfolge nicht so richtig freuen.
Gibt es auch eine Begabung zum Unglücklichsein?
Nein!
Ich bin überzeugt, wir alle, Ihr alle habt die Chance glücklich zu sein. Aber vielleicht hat euch noch niemand gezeigt, wie das geht?
Deshalb bin ich heute hier bei Euch!
Es ist gar nicht so kompliziert.
Das freie Selbst
Ihr alle habt in euch einen Teil, der unbeschwert, frei und glücklich sein kann, unabhängig davon, ob ihr etwas Besonderes besitzt oder leistet!
Ich nenne diese Teil euer Selbst, und es gehört zu eurer Grundausstattung dazu! Ihr könnt es gar nicht verlieren!
Aber ihr könnt die Verbindung zu ihm verlieren!
„Glücksspirale“ oder der gesunde Abstand
Der gesunde innere Abstand gegenüber dem Belastenden ist das Geheimnis zum Glücklichsein!
Dieser innere Abstand, diese Distanz ermöglicht euch dreierlei:
- ihr könnt auch in Problemsituationen mit eurem freien unbeschwerten Selbst verbunden bleiben, und
- mit Abstand erscheinen die Probleme kleiner, besser zu übersehen und lösbar.
- Die Bewältigung des Problems macht euch kompetenter, gibt euch ein Erfolgserlebnis, macht euch glücklich.
Alle diese Aspekte verstärken sich gegenseitig, so entsteht etwas, das man als „Glücks-Spirale“ bezeichnen könnte. Die Betroffenen lernen immer mehr, selbst-bestimmt, und selbst-verantwortlich, das heisst „autonom“ zu leben.
„Frustspirale“, wenn der der gesunde Abstand fehlt
Zu viele Probleme bedrücken euch, nehmen euch die Luft zum Atmen. Oder ihr lasst kleinere Probleme so dicht an euch heran, dass sie übergross erscheinen, dass sie eueren inneren freien Raum besetzen, ausfüllen, sodass buchstäblich kein Platz mehr ist für euer eigenes freies Selbst!
Dann hat das Folgen:
- Statt das Problem zu bewältigen, verliert ihr den Mut,
- Ihr verliert die Verbindung zu eurem Selbst, das sich frei und unbeschwert fühlen kann.
- Ihr erlebt euch als Versager.
Auch diese Aspekte verstärken sich gegenseitig, ihr befindet euch in der „Frust-Spirale“. Und ihr könnt in der „Frust-Falle“ landen. Statt Selbst-bestimmt leben zu können, fühlt ihr euch fremdbestimmt, abhängig. Das verstärkt noch einmal ordentlich die Wut und den Frust.
Ungeeignete Flucht-Wege aus der Frustfalle
In der Frustfalle fühlt sich niemand wohl.
- Manche lassen ihren Frust an anderen aus: Gewalt, Mobbing.
- Manche richten Ärger und Wut gegen sich, entweder auf der seelischen Ebene: Depressionen, Selbstzweifel, Ängste, Selbstverletzungen.
- Oder auf der körperlichen Ebene: merkwürdige Beschwerden.
- Andere betäuben sich mit Alkohol oder Drogen,
- oder sie „beamen“ sich in virtuelle Fantasie-Welten,
- durch Ego-Shooter-Spiele haben sie die Illusion, stark und gefährlich zu sein.
- Durch andere Computerspiele geraten sie in eine Scheinwelt, in der sie sich wichtig und unentbehrlich für andere erleben.
Ich möchte diese Auswege nicht verbieten oder moralisch bewerten, denn sie können vielleicht ein Überleben ermöglichen, vielleicht jemanden vom Selbstmord abhalten.
Aber machen sie wirklich glücklich?
Gibt es eine „gute Lösung“?
Das ist meine Überzeugung! Deshalb bin ich heute bei Euch! Und Ihr werdet gleich die Chance haben, diese Lösung selber auszuprobieren!
Die entscheidende Frage ist doch: warum gelingt es vielen nicht, eine gesunde Distanz gegenüber Problemen zu schaffen?
Durch meine therapeutische Arbeit habe ich die überraschende Antwort bekommen: sie werden gesteuert von einem unbewussten Distanzverbot.
Jeder Mensch hat zwei Grundbedürfnisse:
- nach Nähe und Verbindung,
- aber auch nach Freiheit und Selbstbestimmung.
Manche Eltern reagieren jedoch auf die frühen gesunden Abgrenzungs-Bewegungen ihres Kindes mit Angst oder Ablehnung und vermittelten ihm so das Gefühl, etwas Verbotenes, Gefährliches zu tun. Die Erinnerung an diese Erlebnisse sind meist verschüttet.
Aber das Verbot ist im emotionalen Gedächtnis gespeichert – unauslöschlich, falls es nicht bewusst gemacht und durch eine bewusste Übertretung unwirksam gemacht wird!
Genau das geschieht in Form eines Rollenspiels beim AUTONOMIE-TRAINING!